Leonardo Di Caprio gehört zu den wohl begabtesten, größten und besten Schauspielern seiner modernen Hollywood-Generation. Logisch, dass ein Mann mit dieser Qualität auch mit den erfolgreichsten Regisseuren zusammenarbeitet. Wir befinden uns dabei in einer Größenordnung um Quentin Tarantino, Martin Scorsese und Christopher Nolan, um nur einige zu nennen. Das aus diesen Kombinationen oft starke, wenn nicht gar brillante Streifen entstehen, ist nicht verwunderlich. Merkwürdig und für viele gerade zu fahrlässig ist jedoch, dass die Filme zuhauf mit Preisen überschüttet werden, DiCaprio als Hauptprotagonist und Aushängeschild, jedoch bei den Oscars in beunruhigender Kontinuität leer ausging.
Nun ging letzte Woche mit „The Revenant“ wieder ein Titelanwärter auf die Oscars in die Kinos. In der Hauptrolle der jährliche Pechvogel. Wir haben uns deshalb der Herausforderung gestellt, die einzigartige Geschichte des herausragenden Schauspielers zu beleuchten und euch die besten Rollen kurz und knapp vorzustellen. Natürlich gibt es noch viele weitere bärenstarke Filme, die es verdient hätten in unser Ranking zu passen, jedoch ist andererseits auch klar, dass irgendwo der „directors cut“ gesetzt werden muss.
Den Anfang macht der wohl bekannteste und gleichzeitig herzzerreißendste DiCaprio Film überhaupt: „Titanic“. Die auf wahren Begebenheiten basierende Schiffskollision, ist der weltweit zweiterfolgreichste Streifen der Kinogeschichte. „Titanic“ kam 1997 in die Kinos und erzählt von der Jungfernfahrt des gleichnamigen Schiffes. Auf dem Weg von London in die Vereinigten Staaten kollidierte es mit einem Eisberg, weshalb viele tausend Menschen ihr Leben ließen. Einige Kritiker bemängeln bis heute die Herangehensweise des Regisseurs: Warum muss eine derartige Katastrophe mit einer Liebesgeschichte verknüpft werden? Jedoch genau an der Stelle befindet sich für uns der springende Punkt. Denn nur durch ein tragisches Liebespaar kann das Geschehen auf dem sinkenden Schiff annähernd vom Publikum nachempfunden werden. Und nur dadurch kann die tatsächliche Tragweite emotional vermittelt werden.
Natürlich darf unter den besten DiCaprio Filmen auch ein Mind Game Movie nicht fehlen. Mit „Shutter Island“ gelang Martin Scorsese und seiner Crew ein ganz großer Wurf. Genauer gesagt ein Wurf eine abgelegene Insel. Auf ihr befindet sich eine Psychiatrische Anstalt mit dem mysteriösen Fall eines geflohenen Mannes. Leonardo DiCaprio und Mark Ruffalo machen sich gemeinsam als Ermittler an die Arbeit um die Situation aufzuklären. Aufgrund eines Unwetters und eines damit verbundenen Aufenthalts auf Shutter Island verwickelt und verstrickt sich die Story bis hin zu einer Verschwörung gegen DiCaprio selbst. Eigenartige Vorkommnisse, merkwürdige Ärzte und gruselige Insassen führen dazu, dass der Zuschauer bis zum Schluss und darüber hinaus die Wahrheit von Intrigen nicht unterscheiden kann. Wir befinden uns im Tal der Ahnungslosen und das ist auch gut so!
Was kommt einem bei Quentin Tarantino in den Kopf? Action, Blut, großartige Inszenierungen, Humor und die notwendige Coolness und Abgeklärtheit. Alle Attribute lassen sich auch in seinem Meisterwerk „Django Unchained“ wiederfinden. Der Film erzählt dabei ein Stück amerikanische Geschichte und dem damit verbundenen Frontier-Mythos. Genauer gesagt: Die Befreiung eines afroamerikanischen Sklavenarbeiters und dessen Rachefeldzug gegen seinen ehemaligen Besitzer, gespielt von Leonardo DiCaprio. Obwohl Christoph Waltz die Rolle des Hans Lander in „Inglourious Basterds“ dem Hollywoodstar vor der Nase wegschnappen konnte, kreuzten sich nun endlich Tarantinos und DiCaprios Wege in „Django Unchained“ zum ersten Mal. Quintessenz: Großartig!
Man braucht kein professioneller Traumdeuter zu sein um die Klasse von „Inception“ erkennen zu können. Durch eine Innovative wissenschaftliche Erfindung wird es in „Inception“ möglich verschiedene Traumebenen zu erkunden und eine neue Form des fiktiven Lebens zu erschaffen. DiCaprio und dessen Kumpanen werden im Laufe des Films mit dem Auftrag versehen einen Wirtschaftsgiganten durch eine Traumreise zu manipulieren. Was abgefahren klingt, wirkt im Film fast plausibel und wirft den Zuschauer in eine tiefgründige Geschichte, die seinesgleichen sucht. Doch der Film ist mehr als das. Denn „Inception“ entpuppte sich nicht nur als ein Meilenstein in der Geschichte des Kinos, sondern prägte auch das gesellschaftliche, soziale und multimediale Leben außerhalb des Filmekosmos. Egal ob man von der Zukunft der Schlafwissenschaft, Verschachtelungen in Filmplots oder lustigen „9Gag“ Memes redet, immer wieder stolpert man zwangsweise über den Begriff der Inception, der durch den Mind Game Streifen von Christopher Nolan eine ganz neue Bedeutung entwickelte.
Wir schließen unseren Filmkreis mit einem sehr frühen Leonardo DiCaprio in „The Beach“. Er verkörpert dabei die Hauptrolle Richard, der in Thailand seine Ferien verbringt und den Selbstmord eines Mannes miterleben muss. Dieser übergibt Richard vor seinem Tod eine Art Schatzkarte. Zusammen mit zwei Bekannten macht er sich auf die Suche nach dem mysteriösen Ort. Dabei stoßen die drei auf eine Gesellschaft, die in paradiesischen Zuständen, abgeschieden von jeglicher Zivilisation, lebt. Der Film entwickelt sich zu einem gesellschaftskritischen Meisterwerk, mit einer ebenso fabelhaften Verkörperung der Hauptrolle.
Natürlich gäbe es noch viele weitere Beispiele wie „Aviator“, „The Great Gatsby“, „Blood Diamond“ oder „The Wolf of Wall Street“ für herausragende Schauspielkunst. Dieser Post erhebt auch keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr soll anhand von ausgewählten Beispielen, die Bandbreite und multifunktionale Einsetzbarkeit eines Schauspielers betrachtet werden, dem die Würdigung der Öffentlichkeit durch die jährliche Oscarverleihung bisher nicht gelingen konnte. Wir sind gespannt ob „The Revenant“ bei der diesjährigen Fachjury endlich Punkten kann und möchten mit den Worten von Calvin Candy, dem Besitzer der Candyland Ranch aus Django Unchained schließen: „Gentlemen, erst galt Ihnen meine Neugierde, jetzt meine Aufmerksamkeit.“